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  • AutorenbildIna Zindel

Gut Ding will Weile haben


Der festgelegte Geburtstermin verstrich langsam und das Baby machte noch nicht den Eindruck, bald zur Welt zu kommen. Die Mama bewältigte ihre Geduldsprobe meisterhaft und wollte solange warten, bis das Kind auch wirklich bereit dazu war. Leider wurde es zunehmend schwieriger für die Mama, weil seitens des Spitals immer mehr Druck ausgeübt wurde, die Geburt einzuleiten. Doch die Vitalwerte des ungeborenen Babys und der Mama waren wunderbar und es gab keinen Anlass zur ernsthaften Sorge. Somit entschied sich die Mama, das Spital zu wechseln, welches ihr immerhin einen Tag mehr gegeben hätte. Weil sie bei der ersten Geburt sehr viel Blut verlor, war für sie allerdings klar, dass sie zum Gebären ins Spital möchte. Auch wenn sie sich tief im Inneren eine Hausgeburt wünschte.

Zehn Tage nach dem errechneten Geburtstermin spürte die Mama, dass ihr Kind sich langsam doch ganz selbstbestimmt auf den Weg machen würde. Sanfte Wehen begleitete sie in den Abend hinein. Ihre erste Tochter hatte sie in einer Geburt, die dreissig Stunden dauerte, zur Welt gebracht. Da dachte sie, selbstverständlich, das ist der Anfang einer langen Reise. Gegen den Abend wurden die Wehen stärker und das Bedürfnis nach einer Geburtsbegleitung meinerseits wurde begrüsst. Sie hörte sich sehr entspannt am Telefon an. Sie geniesse die Geborgenheit zuhause, ins Spital fahren könne man später noch. Gut, ich machte mich auf den Weg zu ihr nach Hause.

In der Wohnung wurde ich vom Papa mit den Worten in Empfang genommen: «Gut, dass du kommst, jetzt gehts glaub ich richtig los». Kaum in der Wohnung, da klangen wunderbare und kraftvolle “presswehende” Töne aus Mamas Körper. Auf meine Frage hin, ob sie das Köpfchen mit ihrer Hand bereits spüren konnte, bejahte sie. Dann ging alles ganz schnell und doch ruhig und irgendwie sehr magisch. Der Papa rief sofort den Krankenwagen an und ich begleitete die Mama und das Baby, das kurz davor war, den Übergang in die Welt zu meistern. Im Vierfüssler, in ihrem Badezimmer, gebar sie kraftvoll und voller Freude ihre Tochter. Die Welt stand still, wir alle glücklich und noch völlig überrascht über das kleine Geschöpf.

Nach der Geburt verlor sie auch dieses Mal viel Blut. Wir waren alle erleichtert, als fünf Minuten später der Rettungswagen ankam und die Sanitäter sich um die Mama kümmern konnten. Sie wurde ins Spital gefahren. Im Spital lief ebenfalls alles einwandfrei und die Mama lag eingehüllt in Glück, Freude und Liebe auf dem Bett mit ihrer frisch geborenen Tochter. Ich verliess die wundervolle Familie nach den Worten der Mama: «Das war meine absolute Traumgeburt!».



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